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Hottentotta hotentotta

in Hottentotta 06.11.2010 22:42
von Loki

Familie: Buthidae (C.L. Koch, 1837)
Gattung: Hottentotta (Birula, 1908)
Art: (Hottentotta) hottentotta (Fabricius, 1787)
Trivialname: “Roter Togoskorpion”
Unterarten: Hottentotta hottentotta nigrocarinatus (Simon, 1874)
Hottentotta hottentotta “Uganda spec.” (black morph)*
Hottentotta caboverdensis (Lourenço & Ythier, 2006)*

Größe: Angaben reichen von 55mm bis 80mm (zählt zu den mittelgroßen Skorpionen)

Herkunft: Benin, Burkina Faso, Kamerun, Republik Kongo, Ägypten, Äthiopien, Guinea, Kapverdische Inseln, Mali, Niger, Zentralafrikanischen Republik, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Tschad, Togo, Uganda.


Äußere Merkmale:
Hottentotta hottentotta ist eine große Hottentotta – Art. Sie weist je nach Farbmorphe eine hell – bis rot – bräunliche, einige Exemplare auch eine schwarze Grundfärbung am Prosoma und Mesosoma auf, wobei das Mesosoma stets etwas dunkler gehalten ist. Das Metasoma, die Pedipalpen sowie die Laufbeine nehmen den dominierenden Grundton des Körpers auf, sind jedoch etwas heller ausgeprägt. Der Carapax sowie die Mesosoma – Segmente weisen orangefarbene Flecken sowie längliche, schwarze Streifen auf. Die Pedipalpen, das Metasoma sowie die Laufbeine haben, die Behaarung betreffend, eine spärliche Ausprägung. Die linearen Granulierungsreihen (Carinae) ventral am Metasoma sind schwarz ausgeprägt. Die feinen dorsalen Granulierungen auf den Metasomasegmenten, aber auch die feinen ventralen Granulierungen des Mesosoma sind in ihrer Ausprägung innerhalb der Unterarten verschieden, aber in der Farbe ebenfalls stets schwarz. Jungtiere innerhalb der Art Hottentotta hottentotta haben zum Teil sehr unterschiedliche Färbungen (siehe Bilder). Hottentotta hottentotta gehört zu den mittelgroßen Skorpionen und verfügt über dünne Pedipalpen sowie ein mittelstark ausgeprägtes Metasoma (im Vergleich zu den Pedipalpen).



Haltung:
Aufgrund des riesigen Verbreitungsgebietes ist es schwer genaue Angaben zu machen. Wenn man sich nicht sicher ist, woher sein Tier genau stammt, sollte man den „goldenen Mittelweg“, welcher hier beschrieben wird, wählen. Grundsätzlich kann aus allen Klimadiagrammen eine semiaride Haltung, wie sie in Halbwüsten und Steppen vorkommt, mit einer Tagestemperatur von 28°C bis 32°C, lokal auch 35°C, abgeleitet werden. Nachts ist eine Abkühlung auf normale Zimmertemperatur, etwa 20°C, empfehlenswert. Eine Trinkschale, mit frischem Wasser gefüllt, sollte zweimal wöchentlich angeboten werden. Eine Luftfeuchtigkeit von ca. 30 - 50% wird erreicht, in dem man den Bereich um die Trinkschale 2-mal die Woche ganz leicht anfeuchtet. Leichtes Sprühen reicht bei dieser Art in einem einwöchigen Rhythmus aus. Nach einer gewissen Zeit sollte man aus dem Verhalten des Tieres seine Neigungen „Lesen“ und somit die optimalen Haltungsbedingungen ermitteln können. Anzumerken bleibt, dass Exemplare von Hottentotta caboverdensis etwas feuchter gehalten werden können. Eine trockene, kühle Überwinterung (Luftfeuchtigkeit um die 30%) ist bei der Art nicht notwendig. Mir liegen keine belegbaren Erkenntnisse auf eine höhere Lebenserwartung durch Überwinterung vor. Eigene Test laufen derzeit und werden zeitnah ergänzt.

Das Terrarium sollte eine Grundfläche von mindestens 30x20x20cm für diese mittelgroße Art aufweisen. Für eine Paarhaltung, welche übrigens möglich ist, sollte jedoch mindestens ein Platzangebot von 30x30x20cm sowie genügend Versteckmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Da es sich bei Hottentotta hottentotta um keine grabende Art handelt kann der Bodengrund aus einem Sand – Lehm – Gemisch bestehen (Mischungsverhältnis 5:1), welches ca. 5cm bis 8cm (bei „Uganda Spec.“ auch bis 10cm) hoch, leicht feucht, in das Terrarium gegeben werden sollte. Nach dem Austrocknen des Bodengrundes sollte dieser nur leicht hart werden und so die Möglichkeit für das Anlegen einer Wohnmulde, angelegt an Einrichtungsgegenständen, bieten. Wohnröhren werden nicht angelegt, bestehende Geländeeinschnitte dankend angenommen. Neben der Option Sand – Lehm – Gemisch kann aber auch eine trockene, grabfähige Mischung aus 10% Lehm, 30% grober Sand, 50% feiner Sand sowie 10% Kies als Substrat verwendet werden. Als Einrichtung bieten sich neben Steinen, Wurzeln und Hölzer, auch Kork- und Rindenstücke an. Dadurch kann die Lauffläche im begrenzten Terrarium zusätzlich vergrößert werden. Hottentotta hottentotta zeigt sich ab und an auch tagsüber, in der Dämmerung ist diese Skorpionart jedoch sehr häufig aktiv. Kork- und Rindenstücke werden beim Streifzug durch das Terrarium sehr gerne zum Klettern genutzt.



Geschlechtsunterschiede und Paarung:
Bei Hottentotta hottentotta handelt es sich um eine in die Tiefe erforschte Art. Dadurch gibt es sehr viele Erkenntnisse zur Auseinanderhaltung der Geschlechter. Die Breite der Chelae und Pedipalpen sowie die Länge der Metasomasegmente sind in beiden Geschlechtern gleich ausgeprägt. Männchen besitzen einen leicht verdrehten Scherenfinger im Gegensatz zu Weibchen. Des Weiteren weisen die eher selten vorkommenden Männchen 25 – 29 Kammzähne auf, Weibchen besitzen hingegen nur 22 – 26 Kammzähne. Die Unterart Hottentotta hottentotta nigrocarinatus weist beim Männchen 33 und beim Weibchen 30 – 32 Kammzähne auf. Im Adultstatus bleiben Männchen deutlich in der Größe zum Weibchen zurück.

Diese Skorpionart ist in der Lage ihre Nachkommen auf 2 vollkommen unterschiedliche Fortpflanzungsvarianten zu zeugen. Es kann zu einer Paarung mit einem andersgeschlechtlichen Partner, oder aber auch zur sogenannten Jungfernzeugung (Parthenogenese) kommen.
Im ersten Fall ist, aufgrund des relativ gut ausgeprägten Sozialverhaltens und der damit verbundenen Möglichkeit der Paarhaltung, eine Zucht der Art relativ einfach. Falls sich Weibchen und Männchen aus irgendwelchen Gründen nicht das Terrarium teilen sollten, sollte für eine geplante Verpaarung das Männchen zum Weibchen gesetzt werden. Die Wahl eines neutralen Beckens wäre noch besser. Eine vorherige Fütterung beider bietet sich an.
Im zweiten Fall ist es noch einfacher. Durch die Jungfernzeugung kann ein adultes Weibchen ohne Paarung ausschließlich weibliche Jungtiere auf die Welt bringen. Bei optimalen Haltungsbedingungen kann dies alle 3 bis 5 Monate der Fall sein. In beiden Varianten bringt Hottentotta hottentotta ca. 25 Jungtiere im Schnitt zur Welt. Bei Hottentotta hottentotta „Uganda Spec.“ sind es jedoch deutlich weniger. Meine beiden Würfe hatten einen Umfang von 10 und 12 Jungtieren. Es liegen Informationen vor, dass die Jungtieranzahl mit steigender Temperatur vergrößert werden kann. Eine wissenschaftliche Hinterlegung liegt mir allerdings nicht vor.
Die Nachzuchten sollten m.E. bis zur Adulthäutung einzeln aufgezogen werden. Somit kann man Ausfällen durch eventuell auftretenden Kannibalismus bei Häutungen vorbeugen. Bei Bereitstellung von genügend Raum und Versteckmöglichkeiten kann man sie aber auch in Gruppen aufziehen. Von Verlusten ist man dabei allerdings nicht gefeit. Haltungsbedingungen können wie bei adulten Tieren der Art beschrieben werden. Auf eine Wasserschale sollte man jedoch aufgrund der Gefahr des Ertrinkens verzichten und lediglich einen Teilbereich inklusive der Wand wöchentlich leicht besprühen. Dieser Abschnitt wird als Trinkgelegenheit genutzt und verhindert die Dehydration der Jungskorpione. Die Bereitstellung eines leicht angefeuchteten Zellstofftuches im Bereich des Versteckes verhilft den Jungskorpionen zu einer einfacheren Häutung. Fütterung einmal wöchentlich mit Futter in Körpergröße ist angemessen. Nach ca. 1,5 Jahren sind die Jungtiere unter den oben beschriebenen Haltungsbedingungen adult. Eine NZ von mir hat nach 1 Jahr und 7 Monaten, unter Verwendung der Parthenogenese, 27 Jungtiere zur Welt gebracht.


Verhalten:
Hottentotta hottentotta sucht sofort nach dem Einsetzen in das Terrarium nach einem festen Gegenstand und versteckt sich dort bis zur Dämmerung. In der Dämmerung streift er durch sein Terrarium und sucht sich den bestgeeignetsten Platz für seine Wohnmulde aus, welche auch sofort angelegt wird. Bei der Erbeutung von Futter wird, nach eigenen Beobachtungen zu Folge, immer der Giftstachel eingesetzt.
Hottentotta hottentotta ist ein sehr agiler Zeitgenosse, der auf Störungen nervös reagiert und stets Fluchtverhalten aufzeigt. In eine Ecke gedrängt verfällt er sofort in Drohposition, gespreizte Scheren und erhobenes Metasoma, und setzt, wenn notwendig, auch seinen Stachel ein. Diese Skorpionart zeigt sich sehr gerne und ist auch ab und an tagsüber zu sehen, nachts regelmäßig. Trächtige Weibchen sonnen sich anscheinend sehr gerne unter einem Spot und stellen sich gelegentlich bei Störungen. Kletteraktivitäten können durchaus beobachtet werden. Es ist beim Umgang mit dem Tier größte Vorsicht angebracht!


Futter:
Als Futter werden Heuschrecken, Steppengrillen, Grillen und Heimchen bis leicht über Körpergröße angenommen.


Giftigkeit:
Hottentotta hottentotta verfügt über ein für den Menschen potentiell tödliches Gift. Der im Trivialnamen auch „roter Togo – Skorpion“ genannte Buthide hat ein neurotoxisches Peptid mit insgesamt 38 Aminosäuren. Lungenversagen und schwere Herzrhythmusstörungen können durch die Ausschüttung großer Mengen an Neurotransmittern im peripheren Nervensystem auftreten. Dabei ist das ausschlaggebende Toxin des Giftes ein Iberiotoxin. Kaliumabhängige Calcium – Kanäle werden durch drei Disulfid – Brücken gesperrt. Die Kontraktion der Muskeln wird dadurch konzentrationsabhängig. Hottentotta hottentottaverfügt über ein Gift mit einem LD50 – Wert von 4,57mg/kg.

Trotz Fluchtverhaltens bei Störung ist Hottentotta hottentotta meiner Meinung nach nur dem verantwortungsbewussten, fortgeschrittenen Skorpionhalter zu empfehlen.

Angefügte Bilder:
Hottentotta hotentotta.jpg

zuletzt bearbeitet 17.12.2010 16:47 | nach oben springen


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